Schweizer Schauwellensittiche - Daniel Lütolf
 
 

Daniel Lütolf
Zelglistrasse 7
CH-5436 Würenlos
+41(0)56 424 24 27
+41(0)79 705 49 08 info@daniel-luetolf.ch





webkantine webdesign


Vorfall an der Europa-Schau 2012

Was in diesem Jahr an der Europaschau 2012 in der Zeitspanne zwischen dem Einliefern meiner Vögel und dem Richten vorgefallen ist, hat bei mir und vielen Zuchtfreunden ungute Gefühle bis hin zu ungläubigem Entsetzen ausgelöst. Der Vorfall hat zu teilweise heftiger Polemik geführt und inzwischen bestehen gar unterschiedliche Wahrnehmungen von dem, was passiert ist, und dem, was danach daraus gemacht wurde.

Mir geht es darum, mit dem folgenden Bericht aus meiner Sicht möglichst sachlich zu beleuchten, was meinen Vögeln zugestossen ist. Durch dieses Schreiben will ich erreichen, dass dieser Vorfall schriftlich publik gemacht wird. Wenn nicht durch die AZ-DWV , dann eben durch mich. Dieser Vorfall hat auf mich als Aussteller und Züchter gezielt, ist aber auch tierschutzrelevant.

Mir geht es nicht darum, fälschlicherweise einzelne Personen oder eine Gruppe als Täter zu bezichtigen oder ihnen unaufrichtiges Verhalten zu unterstellen. Ich möchte vielmehr "Anklage gegen Unbekannt" erheben und nachfolgend den Vorfall selbst sowie den Umgang der Ausstellungs- leitung mit dieser Situation detailliert und sachlich schildern.

Am Freitagabend, 24. August 2012, habe ich zusammen mit Kurt Vogt nach 19 Uhr meine Tiere an der Europaschau in Karlsruhe eingeliefert. Hubert Jansen nahm meine Ausstellungsvögel im Beisein von Rolf Schindelmeiser persönlich in Empfang. Dabei unterhielt ich mich mit ihnen unter anderem auch über meinen Grauen Spanglehahn, welcher für mich ohne Zweifel der mit Abstand beste Vogel meines Schauteams darstellte.

Alle Fotos von Timo Harr - Besten Dank!

 

Meine Vögel waren zu diesem Zeitpunkt komplett befiedert, was Hubert Jansen auch so bestätigte. Ralph Jenne sah ebenfalls alle meine Tiere, da ich einige noch „nachfrisieren“ musste. Auch Kurt Vogt sah zwei der betroffenen Vögel unmittelbar vor Einlieferung.

Am folgenden Samstag (25. August), dem Bewertungstag, erhielt ich bei mir zu Hause von verschiedenen Leuten Mitteilungen über das Abschneiden meiner Vögel. Zu meiner grossen Überraschung war keiner meiner Favoriten unter den Siegervögeln anzutreffen.

Am nachfolgenden Tag (Sonntag, 26. August) kam ich gegen Mittag in der Ausstellungshalle an. Verschiedene Züchter gratulierten mir bereits auf dem Weg in die Halle zu meinem guten Abschneiden, erwähnten aber auch zu meiner Verblüffung, dass ich offensichtlich viele Vögel mit fehlenden Schwänzen ausgestellt hätte. Sofort eilte ich zu den Käfigen, um mir ein Bild der Situation zu machen.

Zu meinem Entsetzen musste ich im Beisein von Erich Schrank feststellen, dass bei meinem Grauen Spanglehahn mit Ausnahme von drei Stück sämtliche Schwanz- und Steuerfedern fehlten. Keine einzige dieser Federn war im Käfig auffindbar, was physikalisch nicht zu erklären ist. Sogleich eilte ich auf Anraten von Marcel Bühler mit ihm und dem Vogel zur Schauleitung, welche entschied, das Tier aus der Ausstellung zu entfernen.

Rolf Schindelmeiser, der aktuelle AZ-DWV-Obmann, bestätigte mir sogleich, dass der Vogel bei der Einlieferung komplett befiedert gewesen war und somit jemand offensichtlich diese Federn absichtlich ausgerissen haben muss. Unaufgefordert sagte er mir auch, dass er einen konkreten Verdacht hege und er alles unternehmen würde, um diesen „Verbrecher“ (Mailzitat Schindelmeiser) zur Rechenschaft zu ziehen. Da sich der Vorfall zwischen Freitagabend, 19.30 Uhr und Samstagmorgen, 6.30 Uhr, zugetragen haben muss, käme gemäss seiner Einschätzung bloss eine ganz kleine Gruppe von Personen in Frage. Es liege auf der Hand, dass es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um jemanden aus dem engsten Helferteam handeln müsse.

All diese Äusserungen machte Rolf Schindelmeiser im Beisein von Hubert Jansen und Erich Schrank. Auch Marcel Bühler und Andreas Conrades bekamen einen Grossteil der Konversation mit.

Anschliessend begutachtete ich sämtliche meiner Schauvögel und musste mit wachsendem Schrecken feststellen, dass jemand gezielt bei weiteren meiner besten Tiere die Schwänze ausgerissen hatte.

Es handelt sich dabei um:

  • - die beiden Zimthennen in Graugrün und Grau bei den Paaren

  • - um den Zimtgrauen Junghahn, der zwei Wochen vorher die Zewa-Schau gewonnen hatte

  • - meine beiden besten Hennen: eine Zimthellgrüne sowie eine Zimtgraue.

Bei einem weiteren Einzelvogel sowie einer Henne meines Vierer-Teams lag je eine Schwanzfeder im Käfig, was auf ein „natürliches“ Ausfallen hindeutet. Bei der Zimtgraugrünen Henne wurde aber ganz offensichtlich der Schwanz mit der Schere abgeschnitten.

Nach dem Verdauen des ersten Schocks kamen bei mir einige dringende Fragen auf:

Warum sabotiert jemand systematisch mit einer solchen Dreistigkeit, Schadenfreude und Missgunst meine jahrzehntelange Arbeit als Züchter?

Wer ist bereit, ein solches Risiko auf sich zu nehmen und mit welchem Ziel? Wie und wann konnte dies konkret ablaufen?

Was mich nun allerdings noch weit mehr befremdet, ist das Verhalten der AZ bzw. des DWVs, welcher sich entgegen der ersten Ankündigung von Rolf Schindelmeiser offensichtlich dazu entschlossen hat, sich öffentlich vom ganzen Vorfall zu distanzieren und das Ganze unter den Teppich zu wischen. Es gebe keine ausreichenden Beweise, auch fehle der Täter, alles beruhe nur auf Vermutungen, weshalb sie nicht über diese Vorkommnisse berichten wollen. Es gelte, den guten Ruf des Euro-Championats zu wahren und die Mitglieder des AZ/DWV zu schützen, teilte mir Rolf Schindelmeiser in einem E-Mail mit.

Es ist mir klar, dass die Chance, den oder die Täter stichhaltig zu überführen, bescheiden ist. Doch darum geht es gar nicht primär.

Ich bin jedoch der Ansicht, dass es die Pflicht des Verbandes und des Organisationskomitees sein muss, über solche unsportlichen Vorfälle zu informieren und klare Position zu beziehen und die Aussteller bzw. ihre Tiere mit allen Mitteln in Zukunft vor solchen Taten zu schützen. Was könnte denn die nächste Stufe sein?

In unserem wunderbaren Hobby, das so viele Züchter auf der ganzen Welt mit Herzblut ausüben, haben Personen, die solche strafbaren Machenschaften begehen, keinen Platz. Respekt vor der Leistung anderer Züchter sollten bei uns selbstverständlich sein.

Ich möchte betonen, dass es mir nun überhaupt nicht darum geht, den guten Ruf des Euro-Championats, welches ich für eine ansonsten für unser Hobby überaus wichtige Veranstaltung halte, zu schädigen. Ich will einfach sicherstellen, dass die Organisatoren alles dafür tun, dass sich so etwas nie mehr ereignen kann. Wenn alle Teilnehmer von den Ereignissen wissen, hat eine Täterschaft künftig ein höheres Risiko aufzufliegen.

Auch möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich festhalten, dass Rolf Schindelmeiser in seiner Funktion als AZ/DWV-Vorsitzender bereits in kurzer Zeit viel dazu beigetragen hat, das Championat fairer zu gestalten. So liess er erstmals eine Mehrheit ausländischer Preisrichter zu. Auch führte er dieses Jahr erstmals „verdeckte“ Listen ein, woraus der Preisrichter beim Scholar nicht mehr direkt den Namen des Ausstellers des zu beurteilenden Tieres ablesen kann.

Meiner Meinung nach wäre es Sache der AZ gewesen, die Dinge so darzustellen, wie sie sich zugetragen haben. Es ist in ihrem Interesse, dass die zukünftigen Europaschauen und Schauen überhaupt korrekt, fair, sicher und vertrauenswürdig ablaufen.

Durch diese unerfreulichen Zwischenfälle müssen an der Europaschau in Zukunft einige Dinge anders durchgeführt werden. Es ist nicht korrekt, dass die Sache bagatellisiert wird.

Mir geht es überhaupt nicht darum, falsche Verdächtigungen zu schüren, sondern ich will mich dafür einsetzen, dass der Sachverhalt offiziell anerkannt und eine Entschuldigung seitens der Organisatoren ausgesprochen bzw. der Vorfall bedauert wird.

Würenlos, 4. Oktober 2012

Daniel Lütolf


 

 

 

 



 

 

 

 
© Daniel Lütolf, Zelglistrasse 7, CH-5436 Würenlos, Tel ++41 (0)56 424 24 27, Mob Tel ++41 (0)79 705 49 08, info@daniel-luetolf.ch

 

english